Die ganze WOCHE: Artikel (2025)

Als blondes „Superweib“ begann Veronica Ferres, 59, ihre Karriere. Heute gehört die Darstellerin zu den Aushängeschildern des deutschsprachigen Raumes.
Jetzt steigt Ferres in die Krimi-Serie „Mordsschwestern“ ein und berichtet im Gespräch mit Martina Wieser von aufregenden Reitszenen in einem Western.

Frau Ferres, in der neuen Staffel der ZDF-Krimi-Reihe „Mordsschwestern“ (ab 18. Oktober, 20.15 Uhr) erleben wir Sie erstmals als „Dr. Astrid Brockhaus“, eine Fallanalytikerin. Würden Sie sich ebenso als analytischen Menschen bezeichnen?

Ich denke, dass ich eine ganz andere Annäherung an Sachverhalte und Probleme habe. Ich agiere nicht wie Dr. Brockhaus, weil sie sich in jeder Situation kein Blatt vor den Mund nimmt und in einer direkten Art und Weise einen persönlichen Austausch sucht. Sie kann nicht gut zuhören und macht impulsive Ansagen ohne viel Sensibilität und Rücksichtnahme. Dass sie gerne Konflikte sucht, macht sie natürlich unfassbar spannend als Figur. Deshalb hat es auch viel Spaß gemacht, sie zu spielen.

Und wie direkt gehen Sie mit Menschen um?

Ich suche immer Gemeinsamkeiten, aber gehe Streit oder Konflikten deshalb nicht aus dem Weg. Ich finde es auch wichtig, es klar anzusprechen, wenn ich anderer Meinungen bin, aber immer mit einer Sachlichkeit und Freundlichkeit und nie mit einem persönlichen Angriff dahinter. Es muss immer um die Sache gehen und nicht um die Person, die dahinter in ihrer Verletzbarkeit angreifbar wäre. Das finde ich wichtig. Wir sollten konstruktive Kritik üben und Menschen positiv motivieren.

Sie sind eine erfolgreiche Schauspielerin, Ihre Eltern handelten mit Erdäpfeln. Sie sagten einmal, Sie haben sich dem entgegengesetzt, was Ihre Eltern von Ihnen wollten.
Was wollten denn Ihre Eltern für die Tochter?

Auf der einen Seite haben meine Eltern natürlich gehofft, dass ich Interesse am elterlichen Betrieb hätte. Auf der anderen Seite hatte meine Mutter intensive Gespräche mit mir darüber, ob ich nicht Interesse hätte, in ein Kloster zu gehen. Sie sprach darüber, dass ich eine spannende, interessante Option hätte, mit aller Konsequenz mein Leben dem Glauben zu schenken. Ich bin den Weg aber nicht gegangen. Mein Bruder hat dann katholische Theologie und Philosophie studiert, ist dann aber wegen des Zölibates auch nicht ins Priesteramt gewechselt. Dann gab es die Option eines Medizinstudienplatzes, den ich aufgrund meiner Matura und meines Matura-Notendurchschnittes auch hatte, aber ich habe den Medizinstudienplatz nicht angenommen und mich für den Studiengang Theaterwissenschaften, Germanistik und Psychologie entschieden.

In Ihrer Rede bei der Verleihung des Bayerischen Filmpreises meinten Sie, Sie haben Angst, Leere, Ratlosigkeit und Einsamkeit kennengelernt. In all den Jahren Ihrer beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung lernten Sie, nett zu sich selbst zu sein. Waren Sie am Anfang Ihrer Karriere zu hart zu sich selbst?

Nein, ich glaube, dass diese Gefühle jeder Mensch hat und dass es auch okay ist, sich so zu fühlen. Vor allem muss man diese Gefühle erkennen und zulassen. Genau solche Momente bringen einen weiter, fordern einen und stellen einen auf eine andere Stufe der Selbstentwicklung. Ich glaube nicht, dass ich am Anfang meiner Karriere zu hart zu mir war. Es war mir wichtig, eine gute Ausbildung bei den besten Schauspiellehrern der Otto-Falckenberg-Schule und am Max Reinhardt Seminar zu haben, wie aber auch alle Sportarten zu lernen, darunter Florettfechten, Reiten, Tauchen bis zu einem LKW-Führerschein, um einen 22-Tonner fahren zu können. Ich wollte einfach auf alle Eventualitäten des Berufes vorbereitet sein.

Im Vorjahr standen Sie an der Seite von Pierce Brosnan und Samuel L. Jackson für den Western „Unhold Trinity“ vor der Kamera. Dabei mussten Sie gefährliche Reitszenen bestehen. Halfen Ihnen da Ihre Reitkenntnisse?

Dieser Western hatte jetzt beim Filmfestival in Zürich (Schweiz) am 12. Oktober Weltpremiere. Es gab einige gefährliche Situationen mit einem wunderschönen Hengst, als ich durch die wilde Natur von Montana (USA) galoppiert bin. Das war schon eine Herausforderung. Jeder weiß, was beim Reiten alles passieren kann. Dieses Tempo, das ich während dieser Szenen hatte, war ein großes Risiko, das ich aber gerne eingegangen bin.

Das Lebensmotto Ihrer Mutter lautete „Alles ist möglich“. Haben Sie es verinnerlicht?

Ja, diesen Grundsatz habe ich verinnerlicht und er ist beim Filmdreh auch unheimlich wichtig, denn „geht nicht, gibt es nicht“. Es interessiert niemanden, wie ein gutes Ergebnis zustandekommt. Darum muss sich jeder selbst kümmern. Es interessiert nur das Ergebnis. Ich glaube, dass es auch viel Kraft gibt, die Hürden im Alltag zu meistern.

Sie haben sich eine Auszeit in der Steiermark genommen – mit welchem Erfolg?

Mein Aufenthalt in Österreich war unfassbar inspirierend und für mich auch lebensverändernd in Altaussee, weil es da um eine körperliche Reinigung ging, wie auch um eine seelische, geistige und eine Regeneration auf höchstem Niveau.

Zur Person:

Veronica Ferres wurde am 10. Juni 1965 in Solingen (D) geboren. Sie war das jüngste von drei Kindern und die einzige Tochter eines Kohle- und Erdäpfelhändlers. Nach einer Schauspielausbildung fasste sie bald beim Film Fuß und wurde 1992 in der Serie „Unser Lehrer Doktor Specht“ bekannt.

Popularität erlangte sie vier Jahre später durch die Hauptrolle im Film „Das Superweib“.

Ferres ist in zweiter Ehe mit dem Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer verheiratet und ist Mutter einer Tochter.

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Author: Horacio Brakus JD

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Name: Horacio Brakus JD

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